Wir nutzen an unserer Schule einen Instagram-Account, um unseren Schüler/innen Berufsorientierung zu bieten und sie mit Ehemaligen zu vernetzen. Ehemalige Schüler/innen übernehmen den Account jeweils für eine Woche und berichten über Studium, Ausbildung oder Beruf. Alle Follower bekommen so Einblicke in verschiedene berufliche Wege und können während der Woche direkt Fragen stellen.
Idee und Ziele
Vor einiger Zeit überlegten wir, wie wir die Ehemaligen unserer noch recht jungen Schule in das Schulleben einbinden und mit ihnen in Kontakt bleiben könnten. Gleichzeitig ging es darum, wie man die Erfahrungen der Ehemaligen bezüglich Studien- und Berufswahl für die derzeitigen Schüler/innen zugänglich machen könnte. Eine meiner ehemaligen Schülerinnen, Margareta Holzreiter, studiert inzwischen Kommunikationswissenschaften und in einem Gespräch mir ihr kam die Idee auf, Instagram für diesen Zweck zu nutzen.
Wir entschieden uns für die Form des so genannten „Takeovers“: Dabei übernimmt jemand den Account einer anderen Person oder Institution für eine begrenzte Zeit.
Folgende Zielsetzungen und Überlegungen sind für uns relevant.
- Wir möchten unseren derzeitigen Schüler/innen die Möglichkeit geben, verschiedene berufliche Optionen nach dem Abitur kennen zu lernen.
- Wir möchten diese Informationen möglichst niederschwellig zugänglich machen. Ein soziales Netzwerk, in dem sich eine große Mehrheit der Schüler/innen ohnehin aufhält, scheint hier geeigneter als z.B. Informationsveranstaltungen im „Erwachsenenformat“, zu denen man von Eltern oder Schule oftmals gezwungen wird und deren persönliche Relevanz sich oft genug nicht erschließt.
- Wir möchten gleichzeitig ehemaligen Schüler/innen die Möglichkeit geben, ihre bereits gemachten Erfahrungen im Kontext ihrer ehemaligen Schule weiterzugeben, um so die Verbundenheit mit der Schule und langfristig das Gefühl der Zugehörigkeit zur Schulgemeinschaft für alle zu stärken.
- Da jeder dem Account folgen kann, erfahren auch Ehemalige untereinander, was ihre früheren Mitschüler/innen beruflich tun oder anstreben und können in lockerem Kontakt bleiben.
Ablauf und Organisation
- Wir haben einen öffentlichen Instagram Account (@alumni.kgn) eingerichtet, der gezielt für die beschriebene Vernetzung zwischen Ehemaligen und derzeitigen Schüler/innen gedacht ist.
- Jede erste volle Woche im Monat übernimmt ein/e Ehemalige/r den Account von Montag bis Freitag und berichtet über den Alltag in Studium, Ausbildung oder Beruf.
- Die Ehemaligen sprechen wir einige Monate vorher an und planen die Takeover daher langfristig, um jeden Monat einen anbieten zu können. Die Akquise erfolgt auf der Basis privater Kontakte von Lehrer/innen und Ehemaligen.
- Die Takeover-Kandidat/innen bekommen von uns einige Tage vorher das immer wechselnde Passwort für den Account sowie eine Handreichung mit technischen, inhaltlichen und rechtlichen Tipps zur Durchführung des Takeovers.
- Im Hintergrund organisieren wir uns mit einem geteilten Dokument, in dem die langfristige Planung für alle Organisatoren zugänglich ist.
- Während des Takeovers posten die Ehemaligen im Wesentlichen auf zwei Arten:
- Im regulären „Feed“ von Instagram werden Bilder mit in der Regel ausführlicher Bildunterschrift gepostet, die Aspekte der aktuellen Tätigkeit zeigen und erklären.
- Die „Stories“ sind für kurzfristig relevante Inhalte gedacht und bieten – neben den im Feed möglichen Kommentaren – erweiterte Möglichkeiten zur Interaktion. Hier ist besonders das „Frage/Antwort“-Widget relevant, weil die Follower so Fragen stellen können, die dann beantwortet wieder mit allen geteilt werden können. Durch die so genannten „Highlights“ kann man mehrere Stories thematisch bündeln und dauerhaft zugänglich machen.
Screenshots
Materialien
Die folgenden Materialien helfen bei der Organisation des Takeovers. Teilweise sind die anonymisiert und müssen an die Verhältnisse der durchführenden Schule angepasst werden.
Diese Checkliste hilft bei der Vor- und Nachbereitung der Takeover-Woche
Anleitungen und Hinweise für die Takeover-Kandidaten
Fazit
Unsere Schüler/innen nehmen den Takeover gut an, die Beiträge werden jeweils mehrere hundert Mal angesehen, was bei einer Gesamtschülerzahl von ca. 450 an unserer Schule aus meiner Sicht beachtlich ist. Neben Schüler/innen folgen dem Kanal auch Ehemalige, einige Eltern und Externe. Auch die Fragerunden während der Woche sind gut frequentiert, subjektiv würde ich sagen, dass immer wieder für die Schüler/innen relevante Aspekte direkt geklärt werden können (siehe Screenshots oben).
Eine kritische Überlegung ist natürlich, ob wir damit Schüler/innen animieren, sich bei Instagram anzumelden, die zuvor noch keinen Account hatten. Hier bin ich nach längerem Überlegen zu dem Schluss gekommen, dass eine gewisse Möglichkeit besteht, dass dem so ist, dass der Druck durch die Peer-Gruppe allerdings wohl deutlich höher ist. Wer nicht bei Instagram ist, kann einen Takeover auch problemlos unangemeldet im Browser verfolgen.
Insgesamt haben sich durch den Takeover schon sehr viele interessante Einblicke in die verschiedensten Ausbildungsgänge und Berufe ergeben, auch Kolleg/innen finden es spannend zu sehen, was ehemalige Schüler/innen inzwischen tun und welche Facetten diese Berufswege haben. Unsere Schüler/innen geben uns positives Feedback und v.a. die Älteren bestätigen, nützliche Informationen und Kontakte durch die einzelnen Takeover zu bekommen.
Ein interessantes und inspirierendes Format.
Warum habt ihr euch für den Takeover entschieden und nicht die Beiträge der Alumni von deren eigenen Accounts einfach geteilt?
Das hat mehrere Gründe.
1. Auf unserem Account haben wir die Kontrolle, welche Inhalte gepostet werden und es sind nur die Takeover-Inhalte vorhanden. Bei den privaten Accounts wären die Takeover-Inhalte womöglich mit anderen vermischt, von denen ich keine Ahnung habe, was gepostet wird.
2. Auf welche Art sollten wir Inhalte auf privaten Accounts teilen? Man kann zwar auf Instagram nach einem Hashtag suchen, man kann Posts aber nicht ohne Weiteres auf dem eigenen Account darstellen, Retweet gibt es nicht, Repost nur durch Dritt-Apps, man müsste jeden Post händisch Re-Posten.
3. Durch die Bündelung auf unserem Account entsteht eine thematisch fokussierte Sammlung zum Thema Studium/Beruf. Wenn wir private Accounts nutzen würden, wären die Inhalte auf vielen verschiedenen Accounts verstreut.
4. Schließlich dient dieser Account ja auch der Profilierung der Schule und zur Öffentlichkeitsarbeit. Es bietet sich an, das unter dem eigenen Logo und Schulnamen zu haben und nicht nur auf Inhalte anderer zu verweisen.
Hallo Herr Kalt,
tolle Sache. Bin begeistert. Würde das gerne auch bei uns (realschule-altensteig.de) umsetzen. Darf ich ein bisschen bei Ihnen „klauen“? Selbstverständlich unter Nennung Ihres Namens.
Hallo Herr Ramseier,
natürlich – bedienen Sie sich!
Viel Erfolg!
Top. Danke