Getting Real in der Schule: Embrace Constraints

Embrace constraints

Let limitations guide you to creative solutions.

There’s never enough to go around. Not enough time. Not enough money. Not enough people.

That’s a good thing.

Instead of freaking out about these constraints, embrace them. Let them guide you. Constraints drive innovation and force focus. Instead of trying to remove them, use them to your advantage.

Die erste Reaktion auf eine Einschränkung ist meist der Wunsch, sie wieder zu beseitigen. Angenommen ich bin es gewohnt, mit dem Auto in fünfzehn Minuten zur Arbeit zu fahren. Eines Tages ist das Auto in der Reparatur und ich muss für die selbe Strecke 45 Minuten Bus fahren. Eine gravierende Einschränkung — natürlich ziehe ich es vor, zügig und flexibel mit dem Auto unterwegs zu sein. Es gibt aber noch eine alternative Sichtweise: dem erhöhten Zeitaufwand stehen positive Aspekte gegenüber. Ich muss mich nicht auf den Verkehr konzentrieren, ich kann im Bus Zeitung lesen, ich erlebe, wie (meine) Schüler sich verhalten, wenn sie (scheinbar) unter sich sind.

Dieser Perspektivwechsel trägt nur bis zu einem gewissen Punkt. Manche Einschränkungen sind so gravierend, dass ich mich geradezu selbst täuschen müsste, um ihnen einen positivem Impuls abzugewinnen. Zum Beispiel wenn ich pro Woche zwei Stunden mehr arbeiten muss und dafür weniger Gehalt bekomme.

Dennoch lohnt sich das Gedankenexperiment, zumal man in der Schule, wie an jedem anderen Arbeitsplatz, regelmäßig Einschränkungen hinnehmen muss: Mehr Schüler pro Klasse, weniger Lehrkräfte, mehr Wochenstunden, umfangreichere Verwaltungsaufgaben. Der Grundsatz Embrace Constraints kann hier eine kleine aber entscheidende Veränderung ausmachen: weg von einer passiv-klagenden Haltung, hin zu einer aktiv-zupackenden. Während sich der eine Ansatz auf das Problem konzentriert, richtet der andere die Aufmerksamkeit auf die Lösung. Je nach Blickwinkel kann eine Einschränkung eben auch als Stimulus für Innovation wahrgenommen werden. „Constraints drive innovation and force focus.“

In der Schule kommen viele Einschränkungen „von oben“ und werden auf dem Verwaltungsweg durchgesetzt. Zum Beispiel, indem der Klassenteiler erhöht wird und die Lerngruppen dadurch größer werden. Andere ergeben sich aus der Tatsache, dass der Lehrerberuf keinen festen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen hat, dass man mithin nie mit der Arbeit „fertig“ ist. Ich muss meine Aufgaben daher anhand der vorhandenen Zeit beschränken und nicht anhand der empfundenen „Perfektion“ oder Fertigstellung. All diese Einschränkungen haben gemeinsam, dass man sie — nüchtern betrachtet — nicht beseitigen kann. Natürlich kann ich mich zum Beispiel in einem Berufsverband engagieren und so darauf hinwirken, dass der Klassenteiler wieder herabgesetzt wird. Doch das ist ein so kleinschrittiger und langfristiger Einfluss, dass er in der alltäglichen Arbeit lange Zeit ohne Auswirkung bleibt. Auch die zeitlichen Beschränkungen sind unveränderbar. Es hängt also alles von meinem Umgang damit ab.

„Let limitations guide you to creative solutions.“ Einschränkungen (zum Beispiel durch gesetzliche Regelungen oder durch Konkurrenz) bringen in der Industrie immer wieder neue Lösungen hervor. Ohne gesetzliche Grenzwerte für den Schadstoffausstoß von Autos hätten die Hersteller keine sparsameren Motoren entwickelt. Ohne ein hochwertiges Produkt von der Konkurrenz hätte eine Firma weniger Anreiz, ihr eigenes Produkt weiter zu verbessern. Einschränkungen sind in der Entwicklung von Produkten alltäglich und führen oft zu kreativen Lösungen, für die es ohne die Einschränkung überhaupt keinen Anlass gegeben hätte. Genauso kann man die Einschränkungen im Schulalltag verstehen. Wenn ich wenig Zeit für eine Tätigkeit habe, muss ich möglichst effizient arbeiten. Wenn ich große Lerngruppen unterrichte, muss ich nach Methoden suchen, die de facto wieder kleinere Gruppen innerhalb der Gruppe schaffen. Wenn die Leistungsschere in den Klassen weiter auseinander klafft, muss ich nach Möglichkeiten suchen zu differenzieren, z.B. indem die guten Schüler als Hilfslehrer für die schlechteren Schüler eingesetzt werden.

Sicherlich gibt es nicht für jede Einschränkung eine produktive und befriedigende Lösung. Aber eine Haltung, die sich aktiv auf das Finden einer Lösung richtet (selbst wenn man sie nicht in jeder Situation findet), ist in jedem Fall besser, als sich jammernd im Kreis zu drehen.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Um ihn einzuordnen, lesen Sie am besten den einleitenden Beitrag: Getting Real in der Schule

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert