Vor einigen Wochen diskutierten wir in meinem privaten Weblog über den Sinnvollen Einsatz von Computern in der Schule. In den verschiedenen Kommentaren wurden viele gute Aspekte genannt.
Mehrere Kommentatoren wiesen darauf hin, dass für einen sinnvollen Einsatz zunächst die technischen und personellen Voraussetzungen gegeben sein müssen: Computer, die problemlos funktionieren und verfügbar sind; Schüler und Lehrer, die kompetent mit den Rechnern umgehen können. Schon diese Voraussetzungen sind im Alltag oft nur schwer zu verwirklichen.
Außerdem reicht es nicht, nur die Infrastruktur bereit zu stellen: ein Projekt wie z.B. eine Laptopklasse muss in ein pädagogisches Gesamtkonzept eingebunden sein, damit die Computer als Werkzeuge zum Lernen genutzt werden und nicht nur Selbstzweck sind.
Nun hat der Spiegel die Diskussion wieder entfacht: mit einem Bericht über US Schulen, welche die Laptops wieder abschaffen. Unter anderem wird der Chef einer Schulbehörde zitiert:
Nach sieben Jahren gibt es keinen Beleg dafür, dass der Einsatz von Computern im Unterricht die Leistung der Schüler auch nur ansatzweise verbessert hätte.
Dieser Satz ist typisch für viele Diskussionen im Bildungsbereich: für den Außenstehenden scheint es, als würde ein klarer Sachverhalt ausgedrückt — für jeden, der etwas näher am Thema dran ist, stellt es sich völlig anders dar: unzählige Details bleiben ungenannt oder unbekannt. Details, auf die es aber ankommt, wenn man die Situation wirklich beurteilen möchte.
Wenn man sieht, wie (z.B. in den USA) Computer für Schulen teilweise eingesetzt werden, ist das Scheitern oft nicht verwunderlich.
Verschiedene Kollegen und Institutionen haben auf den Spiegel Artikel inzwischen reagiert und einige wichtige Aspekte hervorgehoben. Die Quintessenz ist auch hier: ohne sinnvolles Konzept kann man bei der Anschaffung von Computern für die Schule viel Geld, Energie und Reputation zum Fenster raus schmeißen.
Gute Beiträge hierzu gibt es unter anderem
- in Gabi Reimanns e-Denkarium,
- beim Lehrerfreund,
- bei Schulen ans Netz,
- bei Reticon.
Reticon stellt eine für mich persönlich wichtige Frage: bei aller Affinität zur Technik — wie groß ist der Mehrwert z.B. von Notebookklassen? Ist er so groß, dass es gerechtfertigt ist, alle Investitionen zu tätigen, die für eine sinnvolle Einführung nötig sind? Also für die Rechner, die Fortbildungen, die schulische Organisation, die Wartung etc. Oder wäre dieses Geld möglicherweise besser in „herkömmliche“ Materialien und Qualifikationsmaßnahmen investiert?