Erfahrungen aus einem Schüler-Blog-Projekt

Vor einigen Monaten habe zum ersten Mal eine Gruppe von Schülern unterrichtsbegleitende Blogs schreiben lassen. Inzwischen ist das Projekt schon längere Zeit beendet und ich möchte hier einige Erfahrungen notieren. Außerdem habe ich die Schüler um Ihre Meinung zu dem Projekt gebeten, die ich ebenfalls veröffentlichen möchte.

René Scheppler hat ebenfalls gerade einen Beitrag veröffentlicht, der thematisch verwandt ist: Blogs im Unterricht – ein Zwischenbericht.

Rahmenbedingungen

  • Das Blog-Projekt fand im Rahmen des NwT1 -Unterrichts der Stufe 10 am Gymnasium statt, in dem projektartig gearbeitet wird. Die Schüler erhalten typischerweise einen Projektauftrag und arbeiten dann mehrere Wochen lang selbständig. Dazu führen Sie ein Lerntagebuch (bei uns nicht ganz methodisch korrekt „Portfolio“ genannt), in dem Sie u.a. ein Mal pro Woche eine reflektierenden Text zu ihrer Tätigkeit in der vergangenen Woche verfassen.
  • Im Rahmen des Blog-Projekts hatte ich angeboten, dass das Portfolio durch ein Blog ersetzt werden kann. Sieben männliche Schüler haben das Angebot angenommen.
  • Der Gleichbehandlung halber habe ich ebenfalls mindestens einen Beitrag pro Woche gefordert, dazu kam noch die Einarbeitung in verschiedene technische und inhaltliche Grundlagen, die ich in einem Begleitblog veröffentlicht habe. Die Schüler mussten sich schrittweise ins Bloggen einarbeiten – dafür hatte ich einen ‚Fahrplan‘ erstellt, der zunächst „abgearbeitet“ werden musste. Dieser recht enge strukturelle Rahmen war von mir dazu gedacht, den Schülern ein solides Grundverständnis der technischen und inhaltlichen Implikationen zu geben, da praktisch keiner der Schüler bisher Näheres über Blogs wusste.
  • Die Blogs wurden von mir am Ende der Unterrichtseinheit benotet. Dazu habe ich ein Bewertungsraster für Schülerblogs entworfen. Allerdings wurde dieses erst mit einiger Verspätung fertig. Den Schülern stand es erst nach ca. der Hälfte des Projekts zur Einsicht zur Verfügung. Sie kannten also die Kriterien nicht, nach denen ihre Blogs bewertet werden sollten. Ich habe daher das Raster nicht angewandt, sondern habe die für das Portfolio bereits bekannten Kriterien wie z.B. Inhaltliche Klarheit, Reflexionsvermögen, Form etc. benutzt und diese etwas für das Online-Schreiben adaptiert.
    [Update nach dem Hinweis von Julius — Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich die Beiträge der Schüler erst ab der sechsten Woche bewertet habe. Das war den Schülern bekannt, so dass sie zunächst frei und ohne Bewertungsdruck experimentieren konnten.]

Rückmeldungen der Schüler

Hier die Rückmeldungen der Schüler, die ich unmittelbar nach dem Ende der Unterrichtseinheit anonym mit Hilfe eines Online-Formulars eingeholt habe. Die erste Zeile ist jeweils die von mir gestellte Frage.

Die folgenden Kommentare sind vollständig und wurden nicht von mir überarbeitet (daher enthalten sie auch noch die originalen Rechtschreibfehler). Manche Kommentare bleiben unverständlich (auch für mich). Ich hatte die Schüler anschließend nicht mehr im Unterricht und konnte in diesen Zweifelsfällen leider nicht mehr nachfragen.

Wichtigster positiver Aspekt
Wenn Du EINEN Punkt nennen solltest, der Dir beim Bloggen besonders gut gefällt, was wäre das?
Man bekommt auch stimmen von außerhalb
neue Erfahrung im Internet sammeln
Die Freiheit (Links einbinden,Bilder etc einfacher als auf Papier)
Öffentlichkeit
Besonders gut hat mir das bloggen an sich gefallen, dss veröfentlichen von eigenen Texten im Internet.
öffentliches schreiben
nicht so sachlich wie Portfolio

Das öffentliche Schreiben scheint für die Schüler die herausragendste Verbesserung gegenüber dem nur für den Lehrer geschriebenen Lerntagebuch (bei uns „Portfolio“) gewesen zu sein. Damit scheint ein Aspekt des Bloggens bestätigt zu sein, der immer wieder als Vorteil gegenüber dem klassischen Schreiben in der Schule genannt wird: Die Öffnung nach Außen und der daraus erwachsende Sinn der verfassten Texte.

Aus Gesprächen mit einzelnen Schülern habe ich erfahren, dass sie sich durch diese Öffentlichkeit mehr Mühe gegeben haben, gut und interessant zu schreiben. Bei einigen Blogs kann man gut verfolgen, wie die Texte immer besser werden, wie nach und nach auch Links eingebaut und Fotos zu Illustration verwendet werden. Einzelne Schüler haben dies sogar nachträglich in bereits bestehende Posts eingearbeitet.

Die Öffentlichkeit war für die Schüler u.a. darin zu spüren, dass sie immer wieder Kommentare von Lesern bekommen haben, die sie nicht kannten. Diese Kommentare waren allerdings hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass ich jeden Beitrag eines Schülers intensiv und mehrfach getwittert und dabei immer wieder zum Kommentieren aufgerufen habe. Hatte ich dafür einmal keine Zeit, blieben auch die Kommentare aus. Das stellt ein Problem dar, denn der zusätzliche Zeitaufwand für mich war deutlich spürbar. Wenn man diesen nicht leisten kann oder will, besteht zwar eine prinzipielle Öffentlichkeit, die von den Schülern aber nicht gespürt wird und die damit auch nicht motivierend wirken kann.

Wichtigster Kritikpunkt
Und was wäre Dein WICHTIGSTER Kritikpunkt?
Ich blogge nicht nur für mich, sondern auch für andere
Vorbereitung
Datenschutz, Copyright
Wir hatten ein bisschen zu wenig Zeit (trotz Krankheit und anderen Ausfällen). Ich hätte mir ein bisschen mehr erklärungen gewünscht.
regelmäßiges schreiben
Interresse wecken

Leider sind diese Rückmeldungen fast alle unverständlich. Einen Schüler scheint es gestört zu haben, dass er z.B. nicht jedes beliebige Foto verwenden durfte („Datenschutz, Copyright“). Ich hatte auf die Vorgaben des Urheberrechts hingewiesen und u.a. dazu aufgefordert, nicht frei verwendbare Fotos wieder zu entfernen. Ein anderer scheint Probleme damit gehabt zu haben, dass er pro Woche mindestens einen Beitrag schreiben musste.

Aspekte, die beibehalten werden sollten
Welche Aspekte des Blog-Projekts sollten nach Deiner Ansicht beibehalten oder ausgebaut werden?
1 Blogpost pro Woche.
Eigendlich kann man das Blogprojekt so beibehalten wie es ist.
Es sollte beim Bloggen noch mehr Freiheit geben. Mir hat nicht gefallen mehr oder weniger unter Anweisung zu bloggen. Ich hätte auch gerne beschrieben was wir getan haben und nicht nur was ich gelernt habe und hätte die Texte teilweise trotzdem gerne mit Anrede etc. geschrieben das es nicht so steril wirkt.
Freiheit in der Gestaltung des Blogs
Bloggen unter der „Obhut“ eines Lehrers (zumindest für die Ziet des Projekts)
Nutzung von WordPress
Gegenseitiges Kommentieren
Das bloggen und den Umgang mit dem Internet
Portfolio weitherin statt Blog, vielleicht auch Fächerübergreifend

Aus der Mehrzahl der Rückmeldungen geht hervor, dass die Schüler die Konzeption des Blog-Projekts im Ganzen wohl in Ordnung fanden. Mit einem Schüler hatte ich mehrere Diskussionen bezüglich des Inhalts und der Gestaltung der Beiträge. Ich hatte dazu einige Vorgaben gemacht, die ich im Nachhinein betrachtet wohl zu eng gefasst hatte. Mir war wichtig, dass die Beiträge eher reflektierenden und nicht nur rein beschreibenden Charakter haben (ich möchte bei der Projektarbeit im NwT-Unterricht ja erreichen, dass die Schüler über ihren Arbeitsprozess nachdenken und ihn nicht nur wöchentlich beschreiben). Das ist aber erfahrungsgemäß schwierig und stößt daher oft auf Ablehnung.

Aspekte, die verändert werden sollten
Und welche Aspekte würdest Du ändern?
Bilder beim Praktikum machen
Man könnte versuchen die Kommunikation untereinader weiter auszubauen. Es könnten auch mal Lehrer aus unserer Schule auf die Blogs schauen. Sie könnten auserdem Veruschen ihre Internetkollegen dazu zu bringen mit ihren Klassen zu Bloggen, damit wir Schüler auch anonym untereinander uns über Erfahrungen etc. austauschen können.
Der Blogstil sollte jedem selbst überlassen sein. Das Einbinden von Gruppenpartner finde ich sinnlos da die meist etwas ganz anderes schreiben.
– Bloggen für alle Schüler verbindlich machen
Ich fände es besser, wenn es mehr erklärungen gegeben hätte. Außerdem ist die organisation noch ein bisschen verbesserungswürdig.

Hier sind die Rückmeldungen sehr vielfältig. Der Einwand bezüglich des Blog-Stils deckt sich mit dem Kommentar zuvor. Interessant finde ich v.a. zwei Hinweise:

  • Ein Schüler scheint das Potential zur Kommunikation über den Unterricht hinaus als sehr bereichernd empfunden zu haben und regt an, diese weiter auszubauen (u.a. hat eine Kollegin meiner Schule mehrere Male kommentiert, was sehr gut ankam). Das deckt sich mit meinen Ideen/Wünschen für so ein Projekt. Allerdings ist dazu auch eine Menge „Werbung“ und Engagement der Lehrkraft nötig, was die Betreuung eines solchen Projekts noch zeitintensiver macht.
  • Der letzte Kommentar bezieht sich wohl auf die technischen Hilfestellungen und Anleitungen, die ich gegeben habe. Diese waren sehr grundlegend und für einige Schüler wohl nicht ausreichend. Ich bin davon ausgegangen, dass 15-Jährige in der Lage sind, sich eigenständig bei WordPress.com zurecht zu finden und mit der Zeit auch Details des Systems zu erkunden. Das war nur begrenzt der Fall. Ich musste bei fast allen Schülern nachhelfen, was die Gestaltung und Einrichtung der Blogs (z.B. Gestaltung der Seitenleiste, Blogroll, Linkroll) angeht.
Hürden beim Bloggen
Gab es Aspekte beim Bloggen, mit denen Du Dir schwer getan hast? Falls ja – was waren diese Aspekte? Konntest Du die Schwierigkeiten mit der Zeit überwinden?
Anfangs hatte ich Probleme meinen eigenen Schreibstiel zu finden, doch das ist mir nach der zeit recht gut gelungen.
Ein Punkt war es so zu schreiben das man dem Leser das gelernte weitergibt. Es war ein großes Problem so zu schreiben das man das gelernte verstädnlich rüberbringen kann und da es Wochen gab in denen man nichts neues gelernt hat oder garnicht erwähnenswert war und ich es auch sinnlos finde in so einer Woche dann einfach z.B über Xylem zu schreiben nur weil es sonst nichts zu schreiben gab.Überwinden konnte ich sie wohl nicht richtig aber man musste sich ja dran gewöhnen.
– Finden des eigenen Schreibstiels, Interessante Aufbereitung des Themas, Rechtschreibung -> Ich konnte fast alle Probleme nach mehr oder weniger kurzer Zeit bewältigen
Es war schwierig für mich die Bloggtexte in gewünschter länge zu posten.
Die schwierigkeit mit der Zeit war bei mir immer präsent.
Regelmäßiges schreiben. Eigenen Schreibstil finden. nein weil gegen Ende noch mehr zeitmangel bestand, jedoch habe ich gegen Ende meinen eigenen Schreibstil gefunden.
Schreibstil finden. Regelmäßigkeit.

Einen persönlichen Schreibstil zu finden, den man als angemessen und interessant für die Öffentlichkeit empfindet, scheint für die Schüler die wichtigste Hürde beim Bloggen zu sein. Das deckt sich mit meiner eigenen Anfangserfahrung. Erfreulicherweise haben mehrere der bloggenden Schüler mit der Zeit sehr erfolgreich an sich gearbeitet und interessante und kreative Beiträge verfasst. Einigen ist das allerdings nicht gelungen (u.a. blieben manche Beiträge extrem kurz und für Außenstehende fast unverständlich).

Diese Hürde würde ich künftig bereits im Vorfeld intensiver hervorheben und ihre Überwindung als ein Ziel des Bloggens deutlicher machen. Ich hatte zwar darauf hingewiesen, dass es nicht ganz einfach ist, plötzlich öffentlich zu schreiben, dennoch haben das manche Schüler wohl unterschätzt.

Für diejenigen, die am Ende von sich sagen konnten, diese Hürde überwunden zu haben, war das ein tolles Erfolgserlebnis, von dem ich hoffe, dass es ihnen auch in anderen Bereichen nützen wird.

Bloggen für Noten?
Als Reaktion auf meine Bewertungsraster hat ein Kollege von mir kritisiert, dass „Bloggen für Noten“ nicht sinnvoll sei. Wie würdest Du das beurteilen?
Nun ja, jeder sieht es nun einmal anders. Wenn er die Befürchtung hat, dass der bloggende Schüler etwas aus dem Internet kopiert, kann er das ja immer kontrollieren. Also ich fand es sehr sinnvoll.
Der Blog ist eine gute alternative zu den Portfolios. Die Portfolios haben wir ausschließlich für den Leherer gemacht, bei den Bloggs haben wir auch für Leute auserhalb geschrieben. Es fällt mir leichter zu einem Thema auf dem Blog zu schreiben als immer nur die Wochenreflektion im Portfolio zu schreiben. Mein Portfolio habe ich immer erst kurz vor dem Abgabetermin geschrieben, meine Bloggbeiträge kamen wesentlich regelmäsiger und waren auch inhaltlich besser.
Ich kann ihrem Kollegn nur beipflichten da ich finde man kann einem Blogg keine Note geben-ich war über meine auch entäuscht da in der Kritisierung Dinge standen die ich überhaupt nicht für nötig empfinde und deshalb auch so meinen Blog geführt habe. Das ist Einschätzung jedes Einzelnen ob es z.B wichtig ist Gruppenmitglieder zu erwähnen oder nach Wikipedia zu verlinken. Und wenn es dafür Noten geben soll dann sollte alles in die Note fließen und nicht nur das inhaltliche des Bloggs..
Aufgrund der veschiedenen Schreibstile ist eine sehr individuelle benotung vonnöten. Desshalb bich ich der Meinung, dass man einen Blog nicht immer nach einem solchen Raster beurteilen kann, was allerings nicht gegen eine Benotung im allgemeinen spricht.
Beim bloggen ist es schwierig faire Noten zu geben, da nicht alle gleich fit sind, was das Internet oder das bloggen angeht.
ich finde „Bloggen für Noten“ ist sinvoll. Es besteht ja die Möglichkeit zwischen Portfolio und Bloggen zu entscheiden, und das Portfolio wird ja schließlich auch benotet. Bloggen macht im Gegenstatz zu Porfolio mehr spaß.
Bloggen sollte man aus Spass machen, Noten machen Druck und schlechte Noten demotivieren beim Bloggen. Jedoch finde ich Bloggen eine gute Alternative zu Portfolio, da es mehr Spass macht, und man noch andere Leute als den Lehrer anspricht.

Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander, wenn auch die Mehrheit der Schüler die Benotung der Blogs als sinnvoll erachtet. Wichtig ist im konkreten Kontext, dass die Blogs eine freiwillige gewählte Alternative zum wöchentlichen Lerntagebuch waren. Dieses ist ein wichtiger Bestandteil der individuellen Leistungsbewertung.

Ein wichtiger Punkt ist, dass mehrere Schüler erkannt haben, dass Blogs sehr individuell sind und daher ein zu enges Bewertungsraster nicht angemessen ist. Das ist ein Grund, warum ich das von mir erstellte Raster nicht angewandt, sondern eher holistisch benotet habe. Wie das dennoch für Schüler transparent geschehen kann, bleibt aus meiner Sicht noch zu klären.

Ich empfinde den Aspekt der Benotung von Blogs generell als schwierig und bin mir noch nicht im Klaren darüber, welche Möglichkeiten sich hier bieten. Denn obwohl zumindest zwei Schüler sich grundsätzlich gegen die Benotung der Blogs aussprechen, haben bei einer Rückfrage meinerseits alle betont, dass sie die Blogs nicht ausprobiert hätten, wenn es dafür keine Note gegeben hätte. Mit anderen Worten: Eine freiwillige Zusatzleistung wäre Ihnen der Aufwand nicht wert gewesen.

Einer der angesprochenen Kritikpunkte ist, dass ich verlangt habe, dass die Blogs der Mitschüler gelesen und verlinkt werden sollten, falls das inhaltlich passt. Diese Vernetzung finde ich wichtig, denn „isoliertes Bloggen“ ist meines Erachtens deutlich weniger sinnvoll als vernetztes Bloggen.

Zu diesem Punkt würden mich weitere Meinungen (Kommentare) sehr interessieren.

Weitere Rückmeldungen
Gibt es sonst noch etwas, das Du gerne loswerden möchtest?
Blogs sollte es in mehreren Fächern geben!!!
Ich werden meinen Blog auf jeden Fall fortführen – am liebsten auch in den anderen NwT-Trimestern – und bedanke mich desshalb dafür, dass wir im Unterricht ein so sinvolles, aber trotzdem spaßiges Arbeitsmittel kennen lernen durften.
Im insgesamten hat mir das Bloggprojekt viel spaß gemacht.

Weitere Erfahrungen aus dem Projekt

  • Schülermotivation — Bei den meisten der bloggenden Schüler war im Vergleich zum Führen des Lerntagebuchs (das sie zu einem früheren Zeitpunkt machen mussten) eine deutliche höhere Motivation zu spüren. Diese hielt während des gesamten Projekts an und hat sich bei vielen gegen Ende sogar noch gesteigert. Manche Schüler haben ihre Schreibkompetenz deutlich verbessert und daraus offenbar auch selbst eine erhöhte Schreibmotivation abgeleitet. Ein Schüler hat auch nach Ablauf des Projekts noch zwei Beiträge verfasst. Inzwischen sind aber alle Blogs „eingeschlafen“.
  • Problem Impressum — Ein Problem beim Erstellen von Schülerblogs ist die Impressumpflicht. Zunächst hatten wir das so gelöst, dass die Schüler meinen Klarnamen, ihren Nickname und die Adresse der Schule im Impressum angegeben haben. Das ist rechtlich in Ordnung.
    Nachdem das Projekt beendet war, wollten manche Schüler weiterbloggen. Ich möchte aber nicht, dass sie das (potentiell unbegrenzt) weiterhin unter meinem Namen machen, denn dann müsste ich ja jeden Post lesen und ggf. den Schüler umgehend kontaktieren, sollte dieser z.B. rechtliche bedenkliche Inhalte veröffentlichen. Aktuell steht mein Name noch in allen Blogs, ohne dass wir eine sinnvolle Lösung gefunden hätten. Zwar werden gerade keine neuen Beiträge mehr veröffentlicht, eine endgültige Lösung ist das aber nicht. Wenn es dazu Ideen gibt, würde ich mich über Kommentare freuen.
  • Mädchen und Jungs — Im Gegensatz zu Renés Erfahrungen haben bei mir ausschließlich Jungs freiwillig beim Bloggen mitgemacht. Die Mädchen haben sich alle für die traditionelle Form des Lerntagebuchs auf Papier entschieden. Auf Nachfrage sagten sie mir, dass sie sich scheuten, Ihre Gedanken öffentlich zu verfassen. Ich hatte darauf hingewiesen, dass wir natürlich genau das auch thematisieren würden und dass keine „privaten Gedanken“ veröffentlicht werden müssten. Dennoch blieben die Mädchen dabei, sich nicht so exponieren zu wollen.
  • Diskussionkultur — Zwischen manchen Schülern hat sich eine angenehme Diskussionskultur entwickelt. Sie haben wertschätzend auf die Beiträge der anderen reagiert und teilweise auch leichte Kritik geübt. Besonders erfreulich aus meiner Sicht ist ein Beitrag über die Lerntagebücher (Portfolios), der nach dem Projekt entstanden ist. Darin kritisiert der Schüler offen und konstruktiv die bestehende Praxis der Lerntagebücher. Es gab dazu etliche externe Kommentare, die auch uns als NwT-Lehrer interessante Ideen geliefert haben. Inzwischen haben wir in der NwT-Fachschaft intensiv darüber diskutiert und sind gerade dabei, Alternativen zu erarbeiten. Der Blog-Beitrag hat Missstände aufgezeigt, die uns als Lehrer nicht bewusst waren und hat damit schulintern eine intensive Diskussion angestoßen.

Fazit

Das Blog-Projekt hat sowohl den Schülern als auch den Schülern Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt und plane, Blogs auf jeden Fall wieder einzusetzen. Allerdings muss ich künftig die Rahmenbedingungen ändern, denn der zeitliche Aufwand war für mich zeitweise enorm. Das kann ich nicht regelmäßig leisten.

Es bleiben noch viele offene Fragen und Eindrücke. Ich würde mich freuen, wenn Ihr in den Kommentaren Eure eigenen Erfahrungen und Ideen posten könntet!

[Update – 16.05.2010, 13:42 Uhr]
Hier noch mal einige offene Fragen explizit formuliert

  • Wie kann man möglichst alle Schüler beteiligen, ohne diese dazu zu zwingen, öffentlich zu bloggen?
  • Wenn man nicht öffentlich bloggt, kann man eine ähnlich hohe Motivation erreichen – vielleicht nur schulöffentlich oder in ander abgestecktem, halböffentlichem Rahmen?
  • Wie könnte die Bewertung aussehen? Sollte/Muss überhaupt bewertet werden? Falls nicht, wie hoch ist die Bereitschaft und die Motivation der Schüler, die Blogbeiträge als freiwillige Zusatzleistung zu erbringen?
  • Wie kann man die rechtlichen Fragen rund um die Impressumpflicht nachhaltig lösen, so dass öffentliche Blogs auch längerfristig im Netz bleiben können, ohne der Lehrkraft eine zusätzliche „Überwachung“ aufzubürden?

1 Naturwissenschaft und Technik

 

4 Gedanken zu „Erfahrungen aus einem Schüler-Blog-Projekt“

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