Projekt Medienkompetenz: Bewerbung bei einer Filmschule

Im vergangenen Schuljahr hatte ich Gelegenheit, Medienunterricht in der Stufe 8 im Team mit meiner Kollegin Christine Flashaar zu unterrichten. Die Inhalte sollten grob folgende sein:

  • Das Thema „Film“ im weitesten Sinne, idealerweise mit thematischer Anbindung an den Deutschunterricht, wo das Thema Filmanalyse im folgenden Schuljahr im Kerncurriculum steht und entsprechend möglichst vorbereitet werden sollte.
  • Vertiefung der Kenntnisse in der Textverarbeitung.
  • Vertiefung von Präsentationsfertigkeiten (Software und Vortrag).

Vorüberlegungen

Folgende Aspekte waren uns wichtig:

  • Die technischen Unterrichtsinhalte (Textverarbeitung, Präsentationssoftware etc.) sollten möglichst in ihrer dem Inhalt dienenden Funktion gelernt werden, und nur im Ausnahmefall zum eigentlichen Unterrichtsstoff werden.
  • Der Unterricht sollte möglichst als Ganzes Sinn machen und nicht nur kleine Häppchen von technischem Wissen vermitteln.
  • Da zu erwarten war, dass Vorkenntnisse und Interessen sehr unterschiedlich sein würden, sollten die Schüler die Möglichkeit haben, nach Interesse bestimmte Inhalte zu bevorzugen und andere nur marginal zu bearbeiten.
  • Wenn möglich sollte der Unterricht projektartig organisiert sein, um den Schülern einen möglichst großen Freiraum bei der zeitlichen und inhaltlichen Gestaltung zu geben — außerdem habe ich mit dieser Unterrichtsform schon in anderen Bereichen sehr gute Erfahrungen gemacht.

Gestaltung der Unterrichtseinheit

Das Ergebnis war eine projektartig strukturierte Unterrichtseinheit, deren zentrales Thema die Bewerbung bei einer Filmschule war. Die Projektbeschreibung und den groben Verlaufsplan kann man sich hier runterladen (CC-Lizenz, siehe Fußzeile des Dokuments). Dieses Dokument ist unser Original, das bei weiteren Durchgängen geändert werden wird. Bei Interesse also besser eine Kopie ziehen.

Das Szenario, das wir uns ausgedacht haben, sieht vor, dass einzelne Schülergruppen sich um die Teilnahme an einem Sommerkurs einer Filmschule bewerben. Die Filmschule stellt verschiedene Anforderungen, deren Erarbeitung Gegenstand des Unterrichts ist:

  • Einen Kurzfilm der Gruppe (Thema Film), der im Netz veröffentlich werden kann (dazu ist es dann z.B. bei der Vertonung nötig, urheberrechtlich problemloses Material zu verwenden),
  • ein Bewerbungsanschreiben mit Informationen über den Film und die beteiligten Personen (Thema Bewerbung, Formaler Brief, Textverarbeitung),
  • bei Einladung zum Vorstellungsgespräch eine Präsentation zum selben Thema (Thema Präsentation, Umsetzung von schriftlichen Informationen in Visuelle, Rhetorik).

Um die Anbindung an den Deutschunterricht zu gewährleisten, haben wir als Rahmen für den Kurzfilm eine Literaturverfilmung vorgegeben. Verfilmt wurde jeweils eine Szene aus einem Buch, das in Deutsch gelesen wurde (mit einer Gruppe „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller und mit einer zweiten Gruppe den „Wilhelm Tell“).

Schülerfilme

Die Ergebnisse der ersten beiden Durchgänge kann man sich hier anschauen:

Alle Schüler haben offiziell eingewilligt, dass sie in diesen Filmen öffentlich im Netz erscheinen.

Durchführung

In der Durchführung haben wir die Stunden so gestaltet, dass sich Phasen von strukturiertem Unterricht mit freieren Arbeitsphasen abwechselten, teilweise gab es auch Doppelstunden, in denen nur frei gearbeitet wurde. Die Achtklässler hatten teilweise wenig, teilweise gar keine Erfahrung mit Projektarbeit, so dass eine gewisse Strukturierung sinnvoll erschien.

Den groben Verlauf kann man der Tabelle in der Projektbeschreibung entnehmen. Der Beginn mit den Themen Filmanalyse etc. war von uns vorgegeben, weil das Drehbuch und das Storyboard natürlich den Anfang bilden müssen. Ansonsten haben wir die „Meilensteine“ definiert, die sich teilweise aus organisatorischen Gründen ergeben haben. Der Rest der Tabelle war erst NACH Abschluss der Einheit vollständig ausgefüllt, denn was in welcher Stunde genau dran kam, hat sich oft aus dem Unterricht ergeben. Wir haben also einzelne „Module“ „vorgehalten“ (z.B. Urheberrecht) und sie dann eingebracht, wenn sich das inhaltlich begründen ließ (z.B. wenn die Gruppen sich über Musik für die Vertonung Gedanken gemacht haben).

Der Einheit wurde ein Moodle-Kurs zur Seite gestellt, in dem der Materialaustausch etc. stattfand.

Zeitbudget

Je nach Vorkenntnissen kann man diese Einheit sehr flexibel gestalten. Wir hatten ca. ein viertel Schuljahr mit je einer Doppelstunde pro Woche zur Verfügung. Das hat knapp gereicht (Drehtermine gingen extra). Unsere Schüler brauchten keine ausführliche Einführung in die Textverarbeitungssoftware oder die Präsentationssoftware, das ging als Vertiefung fast nebenher. Insgesamt brauchte der „Filmteil“ am meisten Zeit.

Im Rückblick fände ich es ideal, wenn man ein komplettes Halbjahr mit einer Doppelstunde pro Woche Zeit hätte. Dann könnte man alle angrenzenden Themen ausführlich bearbeiten, die ich wichtig finde (Urheberrecht, Rhetorik mit Übungen und Feedback, Gestaltung von Präsentationsmaterialien etc.)

Material

Film-Hardware und Bearbeitungssoftware

Unsere Schule hat Videokameras, die wir benutzen konnten. Außerdem kann man beim Kreismedienzentrum Freiburg welche ausleihen.

Außerdem haben wir dort für die Videobearbeitung (Schnitt, Nachvertonung, Vor- und Abspann) zehn Macbooks ausgeliehen, auf denen man mit iMovie sehr komfortabel das Videomaterial bearbeiten kann. iMovie erschließt sich auch wenig versierten Nutzern zügig, zusätzlich liegen Anleitungen bei.

Möglicherweise gibt es auch bei anderen Medienzentren ähnliche Angebote. Falls nicht, gibt es auch ein gutes Angebot an kostenloser Videobearbeitungssoftware, teilweise für Windows, teilweise als Online-Tools, die im Browser laufen. Ich habe allerdings KEINES der oben gelisteten Programme selbst getestet und kann daher über die Qualität und auch die Bedienerfreundlichkeit nichts sagen.

Fazit

Dieses Filmprojekt hat uns als Lehrern sehr viel Freude gemacht. Unserem Eindruck nach, ging das den Schülern genauso. Das lag sicherlich auch daran, dass die Schüler sich aussuchen konnten, welche Schwerpunkte sie setzen möchten. Das führt zwar dazu, dass z.B. nicht jeder sich mit dem Filmschnitt oder dem Erstellen einer Präsentation befasst, das haben wir aber akzeptiert.

 

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