Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt.
Zunächst mal wundern sich manche Leser:innen dieses Blogs vielleicht – falls ich noch in ihren RSS-Readern stecke – dass hier überhaupt noch mal ein Artikel erscheint. Der letzte ist schließlich zwei Jahre her. Aber doch: es gibt mich noch. Und es gibt auch diesen Blog noch und irgendwie gefällt mir dieser Gedanke. Dass ich mich wieder melde, liegt an Herrn Rau, dessen Beitrag zur aktuellen Blogparade ich gelesen habe. Sein Beitrag und die freudige Bewunderung dafür, dass er seit so vielen Jahren so konsequent ins Internet schreibt, waren der Anstoß für mich, auch noch mal einen Anlauf zu nehmen. Interessanterweise „feierte“ rete-mirabile.net vor einigen Wochen sein 20-jähriges Jubiläum. Auch wenn die letzten beiden Jahre davon Funkstille herrschte, sollte man etwas, das man so lange gepflegt hat, nicht einfach aufgeben, finde ich. Und so probiere ich es eben noch mal – vielleicht kommt ja mal wieder eine gewisse Regelmäßigkeit rein.
Warum beginnen?
Die Frage der Blogparade lautet: Warum schreibst Du einen Bildungsblog? Mein Grund, im März 2004 meinen ersten Beitrag zu veröffentlichen, war ein diffuses Bedürfnis, meine Gedanken mit Leuten zu teilen. Wenn ich heute die ersten Beiträge lese, hatte ich wohl noch nicht so viel Relevantes zu sagen (das hat sich hoffentlich ein wenig geändert), aber das Bedürfnis, es zu teilen war da. Schon der Name des Blogs: Rete Mirabile zielt auf die Möglichkeiten des damals für mich noch recht neuen Internets an, Ideen zu teilen und sich mit anderen zu vernetzen. Das fand ich damals sehr aufregend, motivierend, ja inspirierend und darum wollte ich daran teilnehmen und teilgeben. (Was der Name genau bedeutet – falls das interessiert – steht seit jeher auf meiner About-Seite).
Damals trafen sich auf Lehrerblogs Kolleg:innen, die ich als innovativ empfand, die auf ihren Blogs Ideen mit der Welt teilten. Zu Beginn ging es noch gar nicht so oft um „digitales Lernen“, mit der Zeit dann aber zunehmend schon. Ich merkte jedenfalls, dass ich mit meinen „digitalen Ideen“ zwar an meiner Schule, nicht aber in der größeren Bildungswelt alleine war. Es entwickelte sich für mich mit den Jahren das Gefühl einer Community, die sich aufmacht, die Möglichkeiten des Internets für das Lernen zu erkunden.
Working out loud
Weitere Beweggründe schreibt Armin Hanisch in seinem Beitrag zur Blogparade. Hier kann ich mich den meisten Punkten anschließen, einschließlich der Inspiration durch die Idee des „Working out loud“, die auch mich beeinflusst hat. Ich habe hier in der Regel Ideen, Hinweise, Herangehensweisen und Unterrichtsansätze geteilt, von denen ich dachte, dass sie andere Kolleg:innen weiterbringen könnten. Gleichzeitig ist es immer praktisch, wenn man z.B. im Kolleg:innen-Kreis oder auf Fortbildungen von etwas erzählt und dann einen Link schicken kann, wo man genau nachlesen kann, wie ich das erzählte Konzept umsetze. Das erspart eine Menge mündliches Erklären und gibt einem außerdem das Gefühl der Selbstwirksamkeit, weil man davon ausgehen kann, dass eine mündliche Erklärung im Lehrerzimmer eher nicht zur Umsetzung durch den Adressaten führt, eine schriftliche Anleitung zumindest eher.
Community und dann weniger
Viele Jahre lang war der Blog von der Lehrer:innen-Community auf Twitter begleitet, der ich seit 2008 angehörte. Dort war das Gefühl des Aufbruchs ins Lernen in der Digitalität (die damals noch nicht so hieß) noch stärker und eine Zeit lang empfand ich das fast als euphorisch. Endlich schien sich etwas zu bewegen, endlich lernte man Leute kennen, die überall in Deutschland (und sogar darüber hinaus) neue Ansätze ausprobierten, diese miteinander teilten und diskutierten. Inzwischen ist das Internet natürlich ein völlig anderer Ort geworden. Die großen Konzerne fangen die Leute auf proprietären Plattformen ein, Bequemlichkeit geht über alles, fast niemand macht sich mehr die Mühe (oder hat noch die Kenntnisse), einen eigenen Blog auf eigenem Webspace zu publizieren. Wie Herr Rau, Armin Hanisch, Jan-Martin Klinge oder Jan Fengler bin ich da aber altmodisch und es ist mir wichtig, meine Texte dort zu veröffentlichen, wo ich die technische Kontrolle über sie habe und sie nicht einer US-Firma anzuvertrauen, die in Zukunft was-weiß-ich-was damit vorhaben könnte. Twitter heißt nun X, gehört einem durchgenallten Typen und war auch schon vorher nicht mehr die Lehrer:innen-Community, die sie mal war.
A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory.
— Leonard Nimoy
Auch das lernt man in zwanzig Jahren im Internet.
Weiter …
Nun möchte ich aber nicht pessimistisch enden, denn das Potential des Digitalen – bei all den damit einhergehenden Problemen – sehe ich nach wie vor, es macht mir nach wie vor Freude, Ideen und Konzepte mit anderen zu teilen. Die Frequenz ist niedriger geworden, weil vieles, was vor zwanzig Jahren aufregend war, inzwischen erfreulicherweise Routine geworden ist. Aber zu besprechen gibt es immer noch Vieles.
Ich werde es also noch einmal versuchen. Hoffentlich auf bald.
4 Gedanken zu „Blogparade #5 – Warum ein Bildungsblog?“