(3) Mehr Empathie wagen – Corona-Lernprobleme überwinden

In der aktuellen Corona-Krisensituation sollten wir als Lehrpersonen ein besonderes Augenmerk auf die Befindlichkeit der Schüler:innen richten. Bei vielen ist davon auszugehen, dass sie durch die Krise belastet sind. Diese Belastungen können sich auf schulische oder außerschulische Aspekte beziehen, werden aber in jedem Fall für das Lernen der Schüler:innen relevant sein.

Empathie sollte natürlich zu jeder Zeit ein wichtiger Aspekt des schulischen Miteinanders ein, besonders von Lehrer:innen in Richtung Schüler:innen. Dennoch kommt das Einfühlen in das Gegenüber in Zeiten hoher Arbeitsbelastung, Aufgabenfülle, ständig wechselnder Regelungen und Vorgaben leicht zu kurz. Wenn wir unseren Schüler:innen helfen möchten, ihre Lernprobleme erfolgreich zu bewältigen, müssen wir aber einen besonderen Fokus auf Empathie legen und uns regelmäßig nach der Perspektive der Schüler:innen erkundigen.

Wenn wir z.B. feststellen, dass ein:e Schüler:in inhaltlich in einem Fach überfordert ist, sollten keine vorschnellen Schlüsse bezüglich der Ursachen und möglicher Hilfsmaßnahmen gezogen werden. Erfahrungsgemäß können Lernprobleme vielfältige Ursachen haben, die man zunächst erkennen muss, um sie sinnvoll beheben zu können.

Ein typisches Beispiel könnte geringe mündliche Beteiligung im Unterricht sein. Wenn Schüler:innen sich selten oder nie freiwillig mündlich einbringen, geben Kolleg:innen oft den Impuls „Melde dich doch mal häufiger“. Es gibt wohl nur wenige Schüler:innen, die das ohne Weiteres umsetzen können. In der Regel gibt es ja Gründe dafür, dass die Schüler:innen still sind: z.B. persönliche Unsicherheit; fachliche Unsicherheit; langsameres oder gründlicheres Nachdenken, so dass andere Schüler:innen zuvorkommen; auch Einschüchterungen durch abfällige Bemerkungen seitens Mitschüler:innen können ein Grund sein. In all diesen Fällen braucht es das mit Empathie geführte Gespräch mit der Lehrperson, um zunächst der Ursache auf den Grund zu gehen und anschließend an Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten.

Das Miteinander im Klassenraum muss also deutlich stärker als bisher von Gesprächen über das Lernen, aber auch über das persönliche Befinden geprägt sein, damit wir den Schüler:innen mit Lernproblemen wirklich sinnvolle Lösungen aufzeigen und sie beim Erreichen ihrer Ziele begleiten können. Um Zeit für diese Gespräche zu haben, können z.B. offenere Unterrichtsformen eingesetzt werden.

Fazit

Empathie ist gerade in krisenhaften Zeiten mit vielfältigen Belastungen auf allen Seiten besonders wichtig, um das Miteinander in der Schule möglichst förderlich für die Schüler:innen zu gestalten.


In dieser Artikelserie geht es um die Frage, wie Schulen ihren Schüler:innen helfen können, Lerndefizite aus der Corona-Zeit zu kompensieren und dabei auch das Lernen insgesamt zu verbessern. Der erste Artikel enthält eine Einführung sowie die Liste aller Beiträge.

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