Herr Larbig fragte in die Runde, wie Lehrpersonen ihre berufliche Praxis reflektieren und rief zu einer Blog-Parade auf. Hier mein Beitrag dazu.
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Zunächst: Meine Praxisreflexion ist kein systematischer, regelmäßig »eingebauter« Teil meiner Arbeitswoche und auch nicht mit einem bestimmten »Hauptinstrument« verbunden, wie das Torsten Larbig in seinem Tweet zum Thema angedeutet hatte:
Frage an LehrerInnen: Wer führt zur Unterstützung eigener Praxisreflexion ein Arbeitsjournal? Oder: Wie sieht eure ReflexionsROUTINE aus?
— herrlarbig (@herrlarbig) August 6, 2012
Ich denke in verschiedenen Kontexten über meine Arbeit nach (sowohl über den Unterricht als auch über Verwaltungsaufgaben, Konferenzen etc.). Oftmals ist das rein mental, in vielen Fällen verdichtet sich das aber auch. Das eigene Nachdenken als erster Schritt des Reflexionprozesses kann also in verschiedene weiterführende Formen »münden«.
Zum Beispiel:
Einholen von Schülerfeedback
Ich probiere im Unterricht oft Neues aus. Meist versuche ich das anschließend durch eine Feedbackrunde auszuwerten (siehe zum Beispiel meine Zwischenbilanz zu LdL). Auf diese Art kann ich meine eigenen Eindrücke mit denen der Schüler abgleichen und damit aus meiner Sicht relevantere und tragfähigere Rückschlüsse ziehen.
Blog
Im vorigen Punkt wude schon deutlich, dass natürlich mein Blog ein häufiger Ort der Praxisreflexion ist. Mit einem Blogbeitrag besteht die Chance, die eigenen Gedanken (ggf. erweitert durch die Rückmeldungen der Schüler) in eine noch größere Runde zu geben und die Fragen und Erkenntnisse noch intensiver zur Diskussion zu stellen. Außerdem erfordert das Aufschreiben der Gedanken bereits eine Konkretisierung, die mein Denken in der Regel schon deutlich voran bringt. Ein Beispiel hierfür: Erfahrungen aus einem Schüler-Blog-Projekt.
Manchmal entstehen auch ohne konkreten Unterrichtsanlass Texte im Blog, die ebenfalls der Reflexion und der Ausfertigung der Gedanken dienen, zum Beispiel meine ›Getting-Real‹-Essays.
Gespräch mit Kollegen
Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Fragen und Ideen für einen oder mehrere meiner Kollegen von Belang sein könnten, spreche ich das Thema bei verschiedenen Anlässen immer mal wieder an, bis ich mit Einigen darüber gesprochen habe. Oftmals entsteht aus diesen Gesprächen dann ein weiterer Schritt, zum Beispiel ein gemeinsamer Antrag auf einer Konferenz oder eine informelle Abmachung zur Zusammenarbeit etc.
Häufig kommt dabei ein gemeinsam bearbeitetes Google-Docs-Dokument zum Einsatz. In der Vergangenheit habe ich diese Form der Reflexion hauptsächlich bei Verwaltungsfragen angewandt.
Fachkonferenzen
Ich einem meiner Fächer bin ich Fachsprecher und plane daher auch die Fachkonferenzen. Ich versuche regelmäßig, hier auch reflektierende Punkte anzusprechen, um so eine Diskussion innerhalb der Fachschaft anzustoßen und einen Abgleich der Unterrichtspraxis zu ermöglichen.
Formal machen wir das in der Regel durch »Online-Fachkonferenzen«: Ich bereite die Tagesordnung in unserem Intranet-Wiki vor, stelle dort entsprechende Fragen (z.B. »In welcher Form machen wir in NwT Unterrichtsnoten?«) und bitte die Kollegen, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine erste Rückmeldung zu notieren. Anschließend werte ich das aus und führe ggf. eine erneute Runde durch. Je nach Komplexität der Frage(n), gibt es am Ende noch eine Präsenzkonferenz für eine weitere Diskussion. Die Ergebnisse werden wieder im Intranet dokumentiert. Das funktioniert in dieser Fachschaft sehr gut, was unter anderem wohl daran liegt, dass wir nur drei Kollegen sind und einen guten Teamgeist haben.
Unregelmäßiges dezentrales Arbeitsjournal
Häufig mündet meine Reflexion in verschieden langen Notizen, die ich entweder direkt in meiner Unterrichtsplanung und Unterrichtsdokumentation ablege oder aber in meiner Materialsammlung (verschiedene DEVONthink Datenbanken). Als Beispiel hier zwei Screenshots aus Curio:
Sichtung der Unterrichtsdokumentation
Bevor ich ein Fach in einer bestimmten Klasse erneut unterrichte, sichte ich die Dokumentation des letzten Durchgangs und versuche, die eingetragenen Kommentare in der neuen »Runde« zu berücksichtigen.
Fazit
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass ich mit dieser »verteilten« Form der Reflexion gute Ergebnisse erziele. Ich ändere immer wieder meine Unterrichtspraxis basierend auf den Rückmeldungen aus den oben genannten Bereichen und empfinde das als Weiterentwicklung.
Ein eigenes Arbeitsjournal, das Torsten Larbig angesprochen hat, wäre für mich zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich eher eine zeitliche Bürde, die ich aus Zeitmangel wahrscheinlich bald wieder über Bord werfen würde.