#COP21 (9/12) Was treibt die Klimawandel-Leugner?

Vor allem in den USA gibt eine erhebliche Anzahl von Menschen, die der Ansicht sind, der menschengemachte Klimawandel existiere überhaupt nicht oder – als abgeschwächte Variante – dass es zwar den Klimawandel gäbe, dass aber menschliche Aktivitäten nicht dafür verantwortlich seien. Laut der Darstellung im Yale Project on Climate Change Communication „63 percent of Americans believe that global warming is happening, but many do not understand why“. Eine neuere Umfrage vom Oktober 2015

At least 70 percent of Americans now believe that global warming during the last 40 years is real and supported by solid evidence, coinciding with the lowest percentage of Americans who doubt climate change, according to a new poll released this week. (Quelle)

Diese Zahl schwankt immer mal ein wenig, aber es scheint, dass die Zahl der so genannten „Klimaskeptiker“ oder auch „Klimawandel Leugner“ in den letzten Jahren zumindest kleiner geworden sei. Immerhin knapp ein Drittel der Amerikaner zweifeln aber immer noch an der schieren Existenz einer anthropogenen Klimaerwärmung.

Zu Deutschland konnte ich keine Zahlen finden, aber ich gehe davon aus, dass die Zahl der Leugner kleiner ist. Die Zahl der Menschen, die den Klimawandel und seine Ursachen verstehen, mag aber wohl ähnlich niedrig sein wie in den USA, zumindest ist das meine Erfahrung aus Gesprächen (das ist ein Grund dafür, warum ich diese Artikelserie schreibe).

Woher kommen diese Zweifel?

Kurz gesagt: Sie werden bewusst und mit großem Aufwand erzeugt und geschürt. Es gibt eine ganze „Industrie“ von Lobbyisten, deren Geschäft es ist, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Klimawandel entweder nicht durch den Menschen verursacht wird oder überhaupt nicht stattfindet. Beauftragt und bezahlt werden diese Aktivitäten von verschiedenen Akteuren, die durch den Schutz des Klimas wirtschaftliche Nachteile erwarten: z.B. Ölfirmen, Kohleproduzenten etc. Einen guten Überblick der Situation gibt der Artikel Das Netzwerk der Leugner bei Spektrum.

Allein die Brüder Charles und David Koch, die mit Kohle und Öl Milliarden verdient haben, überwiesen der Studie zufolge über diverse Familienstiftungen 26 Millionen. Der Ölkonzern ExxonMobil hat nach Zahlen von Greenpeace zwischen 1998 und 2007 etwa 31 Millionen Dollar in die Lobbyorganisationen investiert. Dabei wusste die Firma, wie vor einigen Wochen herauskam, seit den späten 1970er Jahren von eigenen Wissenschaftlern, dass der Klimawandel von Treibhausgasen befördert wird. (Quelle)

Dabei sind die Leugner in der für sie vorteilhaften Position, dass sie die Öffentlichkeit nicht von ihrer Haltung überzeugen müssen. Es reicht, wenn Wähler und Politker Zweifel an der Verlässlichkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse haben.

Die Klimaschutzgegner erreichen ihr Ziel nicht erst, wenn sie ihre Version der wissenschaftlichen Fakten durchsetzen. Es genügt ihnen, den Anschein einer Kontroverse zu erzeugen, über die die Medien dann berichten und in die sich Politiker einmischen. (Quelle)

In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass viele der aktiven Lobbyisten die selben Strategien anwenden, wie sie in früheren Jahren von der Tabakindustrie eingesetzt wurden, um die Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens anzuzweifeln. Oft sind sogar die selben Personen beteiligt.

What’s clear – and has been clear for well over a decade – is that the climate science denial industry is largely an extension of a program developed in the 1960s by big tobacco. (Quelle)

Der Artikel Doubt over climate science is a product with an industry behind it im Guardian stellt diese Zusammenhänge ausführlich dar. Ein Beispiel:

In 2000, influential US Republican pollster Frank Luntz produced a memo for the energy industry and anyone else challenging the science of climate change. Luntz wrote:
“Should the public come to believe that the scientific issues are settled, their views about global warming will change accordingly. Therefore, you need to continue to make the lack of scientific certainty a primary issue in the debate.” (Quelle)

Das Buch „Merchants of Doubt“ und der inzwischen dazu entstandene Film geben ebenfalls Einblicke in dieses System.


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Was kann man dagegen tun?

Der Klimawandel als öffentliches Thema bringt unter anderem die Schwierigkeiten mit sich,

  • dass er ein komplexes Problem ist, das viele Ursachen und Konsequenzen hat,
  • dass man eine Menge wissen muss, um diese einigermaßen zu verstehen,
  • dass es Mühe macht, sich mit diesen Inhalten auseinanderzusetzen und
  • dass mögliche Lösungsansätze oft beinhalten, dass man sein gewohntes Verhalten ändert.

Insgesamt keine günstigen Voraussetzungen. Die Leugner haben dagegen die Psychologie auf ihrer Seite, denn eine Konsequenz aus ihrer Botschaft ist, dass ich als Einzelner nichts tun muss und weitermachen kann wie bisher.

Um die Öffentlichkeit ganzer Staaten über die Zusammenhänge des Klimawandels zu informieren, ist daher Geduld und Ausdauer nötig. Gerade der schulischen Bildung kommt meines Erachtens eine wichtige Rolle zu. Ein schöner Ansatz ist die Website Climate Feedback, wo Klimaforscher jeweils einen woanders veröffentlichten Artikel darauf hin analysieren, wie fundiert und vertrauenswürdig er ist.

Climate Feedback brings the expertise of the scientific community into the world of online climate coverage to provide readers and authors with in-situ feedback about the content’s scientific credibility. (Quelle)

Leider kenne ich kein entsprechendes Projekt auf deutsch, aber zumindest gibt es in den deutschen Mainstream-Medien auch keine aktive Unterstützung für die Klimawandel-Leugnung. Wenn man jedoch ein wenig sucht, stößt man auf YouTube und auf privaten Websites – die sich durchaus den Anschein geben, sie seien irgendwie „offiziell“ – auch auf zahlreiche „Enthüller“, die den „Klimaschwindel aufdecken“.

Ich habe im Lauf der Jahre viele Materialien zum Thema Klimawandel und speziell auch zur Klimawandel-Leugnung gesammelt, die vielleicht ebenfalls weiterhelfen. Nichtzuletzt versuche ich, mit dieser Beitragsserie einen kleinen Beitrag zu leisten, dass möglichst viele Menschen wenigstens über die Fakten Bescheid wissen – die Lösung des Problems ist dann immer noch schwierig genug.

Alle Beiträge dieser Serie

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